Zwischenfruchtanbau bei Trockenheit – darauf kommt es an

Geschrieben am 12.07.2022 | Kategorie(n) Beiträge

Es ist trocken, es ist heiß – und niemand weiss, wie lange dies noch andauert. Lohnt es sich Zwischenfrüchte anzubauen?

Die knappe und kurze Antwort lautet: ja!

Warum?

  • weil, abgesehen von der Wintergerste beim übrigen Getreide und besonders beim Weizen aufgrund der Hitzetage Anfang Juni mit Mindererträgen und damit erhöhten Restnitratmengen zu rechnen ist,
  • weil eine Zwischenfrucht zwar Wasser zieht, aber der Wasserverbrauch bei weitem nicht so hoch ist, wie die Verdunstungsrate eines „nackten“ Bodens, da durch eine Zwischenfrucht die Überhitzung der Böden vermindert wird,
  • weil durch eine Zwischenfrucht die Infiltrationsrate der Böden bei den nach Hitze zu erwartenden Starkniederschlägen deutlich höher ist als bei nichtbegrünten Flächen,
  • weil wir dem Humusabbau infolge längerer Vegetationszeit und höherer Bodentemperaturen entgegen wirken müssen. ….

Bei Trockenheit gilt: Zwischenfrüchte möglichst schnell nach dem Drusch säen, um die Restfeuchte im Boden zur Keimung zu nutzen. Leider ist in unserer Region die Mähdruschsaat (Kleinstreuer am Schneidwerk des Mähdreschers) bislang nicht verfügbar, denn das wäre für die Einsaat nach Weizen, Roggen, Körnerleguminosen oder Sommergetreide die einfachste Variante. Besonders, wenn das Stroh auf dem Acker verbleibt, so dass eine schützende Mulchschicht den Boden und Sämereien schützt. Den gleichen Effekt kann man auch erzielen, wenn vor der Ernte möglichst mit einem pneumatischen Düngerstreuer die Zwischenfrucht im Bestand ausgebracht wird. Das bietet sich besonders bei Kleesamen an! Wer eine Direktsaatmaschine nutzen kann, kann auch nach der Ernte so schnell wie möglich einsäen. Die Verwendung einer Scheibenschardrille wird wahrscheinlich nur auf wenigen Flächen zum Erfolg führen. – Und wenn es trocken bleibt? Dann ist das Saatgut in der Erde und wartet auf den Regen.

Die Mischung macht es! Der Handel bietet für nahezu alle Anforderungen und Wünsche passende Zwischenfruchtmischungen an. Aber auch Eigenmischungen sind möglich (Rückstellprobe erforderlich bei Greening-ZF). Einige Grundsätze gilt es dabei zu beachten:

  • Rapsfruchtfolgen: keine cruciferenbetonte Mischungen!
  • Körnerleguminosenanbau: 10  % Kleeanteil, kein Klee, wenn im Folgejahr Erbsen/Bohnen/Lupinen abgebaut werden!
  • Zuckerrübenfruchtfolgen: kein Buchweizen!
  • Frostempfindliche Mischungspartner wie Buchweizen oder Ramtil in Gemengen nicht mehr als 15 %, damit die Lücken nach dem Abfrieren nicht zu groß werden!
  • Senf/Ölrettich bei Eigenmischungen gerne erst etwas später mittels Übersaat ausbringen, so wird der Senf nicht zu dominant und blüht nicht zu früh.

Tipp: wer selbst mischt und Klee einsäen will, sollte jetzt etwas Boden von einer zur Aussaat vorgesehenen Fläche abkratzen (es reicht 1 cm Tiefe) und einen Keimtest mit etwas Klee durchführen. So kann sichergestellt werden, dass keine Herbizidrückstände aus der Getreidevorfrucht den Aufgang gefährden. Natürlich muss auch eine Keimprobe mit Material einer „unbelasteten“ Fläche, z.B aus dem Garten, durchgeführt werden.

Die jeweiligen angebauten Hauptfrüchte beeinflussen die Auswahl der Mischungspartner. Maisfruchtfolgen bieten für vielfältige Mischungen die besten Möglichkeiten.

In der nachfolgenden Übersicht sind die wichtigsten Mischungspartner aufgelistet. Die meisten Mischungspartner lassen sich auch in winterharten Mischungen einsetzen. Diese Mischungen sollten aber einen höheren Gräseranteil (z.B. einjähriges Weidelgras) und unter den Leguminosen auch Weißklee oder winterfeste Kö-Leguminosen aufweisen.

Auf folgende Mischungspartner sind zu achten:

Art Wichtig zu wissen: Samenanzahl *) Hinweis Fruchtfolge
Rauhafer / Sandhafer fördert Mykorrhiza  bis zu 20% alle, gut vor Kartoffeln
Phacelia Friert bei ausreichend Frost ab bis > 50 % alle außer Kartoffeln
Ramtilkraut friert sehr früh ab, Übersaat mögl. bis zu 15 % alle
Buchweizen friert sehr früh ab bis zu 15 % alle außer ZR
Senf braucht Frost zum Abfrieren und   ausreichend N, Übersaat möglich bis > 50 % alle außer Raps
Ölrettich braucht viel Frost zum Abfrieren und   ausreichend N, Übersaat möglich bis > 50% alle außer Raps, ZR nur bedingt, gut vor Kartoffeln
Sonnenblume viel Masse bis zu 10 % alle außer ZR
Leindotter auch in Rapsfruchtfolgen bis zu 5 % alle
Lupine N-Bindung, erst ab 3-5 cm Höhe Mischungspartner säen, gerne im Gemenge mit Senf, Phacelia, Aussaat bis 20. August bis zu 20 % alle, gut vor Kartoffeln
Bohnen/Erbsen N-Bindung, erst ab 3-5 cm Höhe Mischungspartner säen gerne im Gemenge mit Senf, Phacelia, Aussaat bis 20. August bis zu 20 % alle
Klee (Alexandriner, Inkarnat, Gelb) N-Bindung, feines Saatbeet, gerne im Gemenge mit Senf, Phacelia, Aussaat bis 20. August bis zu 20 % alle
Sommer-Wicke N-Bindung, feines Saatbeet, gerne im Gemenge mit Senf, Phacelia, Aussaat bis 20. August bis zu 5 % alle

*) Achtung Samenanzahl entspricht nicht den Gewichtsprozenten!

Sprechen Sie uns gerne auf individuelle Mischungen an. Diesen Artikel können Sie hier herunterladen:

2022-Rundbrief Zwischenfrüchte

Mit freundlichen Grüßen

Das AGGL-Team