Die Rapsaussaat steht bevor und wieder einmal fordert uns die Witterung heraus. Während in den letzten Jahren oft die Trockenheit und Wasserversorgung der Keimpflanzen im Focus standen, ist es derzeit eher ein Zuviel an Wasser. Damit der Raps sich im Herbst gut entwickelt, gilt es einige Kriterien zu beachten.

Bodenstruktur?

Der Rapsertrag hängt maßgeblich von der Ausbildung einer guten Pfahlwurzel im Herbst ab. Verdichtungen, plattiges Gefüge sind unbedingt zu vermeiden. Der Boden ist durch die bisherigen Niederschläge meist zur Genüge abgesetzt. Es sollte aber geprüft werden, ob durch die Ernte Schadverdichtungen durch Fahrspuren aufgetreten sind. Hauptaugenmerk bei der Saatbettbereitung gilt der guten Krümelstruktur und dem Feinerdeanteil. Das ist durch eine flache Bearbeitung bis zum Saathorizont (max. 3 cm) zu erreichen. Wenn Stroh nicht abgefahren wurde, muss ggfs tiefer gearbeitet werden. In unserer Region hat kurz gehäckseltes Stroh nach einer zeitigen Getreideernte und zügiger Stoppelbearbeitung schon eine ausreichende Mürbigkeit, so dass hier bei entsprechender Aussaattechnik (exakte Ablagetiefe!) auf eine tiefere Bodenbearbeitung verzichtet werden kann. Auch das Andrücken/Anwalzen nach Bodenbearbeitung oder Saat ist zu hinterfragen. Oft reicht ein Striegel zum Glattziehen.

Aussaat: Einzelkornsaat oder Drillsaat?

Die Einzelkornsaat führt zu sehr gleichmäßigen Beständen. Aber Pflanzenverluste sind tunlichst zu vermeiden. Das bedeutet, gerade in einem feuchtwarmen Jahr wie diesem, muss eine intensive Schneckenkontrolle erfolgen. Rapspflanzen aus Einzelkornsaaten haben meist höhere Nährstoffkonzentrationen in den Einzelpflanzen als bei Drillsaaten. Das bedeutet, dass sie mit weniger Nährstoffen auskommen. Allerdings sollte, sofern notwendig, die Düngung gut platziert, also dicht an der Pflanze erfolgen (z.B. Unterfuß).

Düngung im Herbst?

Eine optimale Vorwinterentwicklung liegt vor, wenn der Raps bis zum Vegetationsende 50-70 kg N/ha in der oberirdischen Substanz aufgenommen hat. Je nach Vorfrucht reicht dafür der verfügbare N im Boden aus. Falls eine N-Düngung zu Raps erwogen wird, ist die DÜV zu beachten. Es muss eine Düngebedarfsermittlung für jede Fläche, die gedüngt werden soll, erstellt werden. Achtung: die N-Menge, die im Herbst zu Raps erfolgt, muss bei der N-Bedarfsermittlung im Frühjahr voll angerechnet werden! Darüber hinaus ergeben sich Unterschiede in Abhängigkeit von der Nitratgefährdung.

rote Gebiete: vor der Düngung ist  eine Nmin-Analyse bis 60 cm in 2 Schichten (0-30 cm und 30-60 cm) Pflicht. Eine N-Düngung ist nur erlaubt, wenn der Nmin < 45 kg N/ha für die Schichtensumme 0-60 cm beträgt. Es müssen die eigenen Schläge beprobt werden. Wenn die Schläge vergleichbare Standortbedingungen (Boden, Vorfrucht etc) aufweisen, können sie zu Bewirtschaftungseinheiten zusammengelegt werden. Nur einer muss davon als Referenzschlag beprobt werden. Hinweis: unbedingt auf Kühlung der Bodenproben achten (sowohl bei der Lagerung als auch beim Transport). In nicht gekühlten Bodenproben findet weiter Mineralisation statt, die zu Verfälschungen der Analysenwerte führen.

Die Tabelle zeigt zur Orientierung die bislang ermittelten Nmin-Werte unserer Nacherntebeprobungen. Sie ersetzt nicht die eigene Beprobung! Für die Folgekultur Raps in roten Gebieten ist anzunehmen, das nach Gerste, Roggen, Triticale der Nmin-Werte < 45 kg voraussichtlich eingehalten wird. Besonders nach später Weizenernte kann der Wert darüber liegen, so dass eine N-Düngung nicht nötig – und auch nicht zugelassen – ist.

Anzahl nach Erntefrucht 0-30 cm 30-60 cm 0-60 cm
9 W.Gerste 17 5 22
17 W.Weizen 35 10 45
4 Roggen/Triticale 25 10 35

In nicht roten Gebieten ist die 30/60er Regelung bei der N-Ausbringung zu beachten.

Aufgrund der ergiebigen Niederschläge ist in diesem Herbst auf eine ausreichende Versorgung mit Bor zu achten! Bor ist für alle Pflanzen ein bedeutender Mikro-Nährstoff. Raps reagiert besonders empfindlich auf Bormangel. Bor wird nicht nur bei Trockenheit und/oder hohen pH-Werten im Boden festgelegt, sondern er kann auch ausgewaschen werden. Die Borversorgung kann über das Blatt oder über den Boden mit 150-300 g/ha sichergestellt werden.

Raps liebt kalkhaltige Böden. Daher empfiehlt es sich, auf Böden mit geringem Kalkgehalt vor der Saat Branntkalk auszubringen. Achtung: ein hoher pH-Wert korreliert oft, aber nicht immer mit dem Kalkgehalt des Bodens. EUF-Analysen weisen den Kalkgehalt aus, bei LUFA-Analysen ist neben dem pH-Wert auf die Kennzeichnung des Kalkgehalts zu achten. Wenn ein „++“ vorliegt, braucht keine Kalkung zu erfolgen, ansonsten sollte ein Test mit Salzsäure erfolgen.

Schadinsekten?

Insektizidbeizen werden zunehmend eingeschränkt. Pflanzenbauliche Lösungen bieten sich an. Begleitpflanzen im Mischfruchtanbau können den Schadinsektenbefall, z.B. durch die Kohlfliege im Herbst, aber auch Rapserdfloh reduzieren. Begleitsaaten führen zur Reduzierung der adulten Erdflöhe (Agroscope Schweiz). Darüberhinaus hat die LFA Mecklenburg/Vorpommern nachweisen können, dass Winterrapserträge durch Untersaaten mit Ackerbohne und Blauer Lupine um jeweils etwa 3 dt/ha höher sind als ohne Leguminosen. Demgegenüber hatte die Herbstdüngung mit 40 kg N/ha keinen messbaren Effekt auf den Rapsertrag.

Mittlerweile bieten einige Saatzuchthäuser eigene Mischungen von Begleitsaaten zu ihren Rapssorten an. Bewährt haben sich Begleitsaaten mit Mischungen aus Leguminosen, Öllein (ca. 10% als Fangpflanze für Rapserdflöhe) und etwas Phacelia (max. 10 %).

Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!