Getreideernte und Maisentwicklung

Geschrieben am 25.06.2024 | Kategorie(n) Allgemein

Die Getreideernte steht unmittelbar bevor. Und wie stets gilt: Nach der Ernte ist vor der Ernte!

Jedes Jahr hat eigene Herausforderungen, daher lohnt ein Rückblick auf den bisherigen Vegetationsverlauf.

Bis Mitte Oktober konnte das Wintergetreide unter guten Bedingungen gedrillt werden. Danach führten ergiebige Regenfälle zu einer verspäteten Ernte von Rüben, Kartoffeln und Mais und zu massiven Strukturschäden der Böden durch die Erntemaschinen. Spät gesätes Getreide litt von Beginn an unter der Dauernässe. Auf verfahrenen Flächen haben viele der sonst pfluglos wirtschaftenden Betriebe oft zum Pflug gegriffen, um überhaupt das Saatbett irgendwie herzurichten. Aber der Dauerregen hielt nahezu 5 Monate an. Vorher gelockerte Böden sind wieder zusammengefallen, Wurzeln konnten sich durch die Nässe nur schlecht entwickeln und somit kein stabiles Porensystem aufbauen. Zur Maissaat im April war

en die Böden nass und kalt! Unter diesen Bedingungen findet kaum Gasaustausch statt – die Folge sind sauerstoffarme Böden. In diesem Milieu tun sich Pflanzen schwer im Wachstum.

Beim Mais fielen in den letzten Wochen oft rötliche Verfärbungen auf. Diese Verfärbung deuten auf Phosphormangel in der Pflanze hin. Dies ist für nässegeschädigten Mais typisch, hat aber meist wenig mit der eigentlichen Phophorversorgung im Boden zu tun. Die Pflanzenwurzeln und besonders die daran anhaftende Mykorrhizza mögen keine Nässe und stellen damit den aktiven Aufschluss von Phophat im Boden ein. In diesem Jahr konnte durch eine komplexe Pflanzenanalyse sogar ein akuter Eisenüberschuss in Maispflanzen festgestellt werden. Eisenüberschuss behindert massiv die Phosphoraufnahme und ist eigentlich nur im Reisanbau bekannt.

Durch eine gute  Verteilung der Niederschläge im Frühjahr präsentierten sich, zumindest in den Gunstlagen, die Getreidebestände anständig. Wenn in der kommenden Woche die Sonne kommt, steht die Ernte der Wintergerste unmittelbar bevor.

Bitte planen sie unbedingt nach dem Drusch der spät gesäten Getreidebestände Maßnahmen zur Wiederherstellung des Bodengefüges ein! Dazu ist meist eine mechanische Bodenlockerung in Verbindung mit dem Anbau einer geeigneten Zwischenfrucht sinnvoll. Eine Tiefenlockerung macht nur Sinn, wenn die entstandenen Risse im Boden sofort von lebendigen Wurzeln verbaut werden.

Physikalisches Lockern macht Hohlräume, keine Poren! Diese Hohlräume können sehr schnell wieder zusammenfallen. Nur biogene Poren sind wirklich stabil. Wer das nicht beachtet, schadet dem Boden, den nachfolgenden Kulturen und erzielt hohe Nmin-Mengen im Herbst!

Damit die Regenerierung der Böden gelingt, ist es wichtig die Ernte so bodenverträglich wie möglich durchzuführen. Dazu gehören nicht nur das Vermeiden von Bodendruck sondern ganz besonders die Stroh-/Spreuverteilung!

Die Grundsätze zum Erntemanagement sind bekannt, werden aber unter Zeitdruck oft vernachlässigt.  Bitte achten Sie

  • auf eine sehr gute Häckselqualität (max. 4 cm Halmlänge) durch scharfe Messer
  • auf eine gute, gleichmäßige Stroh-/Spreuverteilung. Eventuell können mit dem Strohstriegel die Ablagehaufen auseinander gezogen werden
  • auf eine gut Vorrotte vor der eigentlichen Einarbeitung. Dafür bedarf es an der Krumenoberfläche einer Stroh/Erd-Vermischung und ausreichender Feuchtigkeit
  • dass das beste Strohmanagement durch die Kombination von Drusch im Hochschnitt und anschließendem Mulchen erzielt werden kann. Die Maschinenkosten halten sich dabei die Waage (günstigere Druschkosten/höhere Kosten durch Mulchen). Für eine nachfolgende Direktsaat von Zwischenfrüchten ist dies Verfahren zu bevorzugen
  • auf eine zeitige Einsaat von Zwischenfruchtgemengen. Die einzige Pflanze, die wirklich Verdichtungen aufbrechen kann, ist der Steinklee (und auch der braucht dafür Zeit). Alle anderen Pflanzen wie z.B. Zichorie, Ölrettich oder Luzerne können nur dann tief wurzeln, wenn ein ausreichendes Porensystem vorhanden ist oder kurzfristig maschinell erzeugte Hohlräume genutzt werden können
  • dass eine mehrfache Bodenbearbeitung kaum oder nur selten zur wirklichen Eindämmung von resistenten Gräsern führt. Gerade in Hinblick auf resistente Weidelgräser hat sich vielmehr der Verzicht auf jegliche Bodenbearbeitung und konsequente Beschattung bewährt. Dazu sind gut entwickelte Zwischenfruchtmischungen mit einer anhaltenden Bodenbedeckung hervorragend geeignet.  In unserem letztjährigen Demoversuch zur Anlage von Zwischenfrüchten konnten mit zunehmender Dichte der Zwischenfrüchte und besonders in der DS-Variante kaum Gräser festgestellt werden.

 

Unter folgendem Link finden Sie ein Video, in dem die Auswirkung von Direktsaat vs. Bodenbearbeitung auf den Unkrautbesatz gezeigt werden.

Das Video wurde uns von Hof Seeger – www.hofseeger.de – zur Verfügung gestellt!

 

Wir wünschen Ihnen ein gute Erntezeit! Kontaktieren Sie uns bei Fragen gerne!

 

Ihr AGGL-Team

Feldtag am 1. Juli in Groß-Umstadt ab 14:00 Uhr

Geschrieben am 19.06.2024 | Kategorie(n) Allgemein, Termine

AGGL und Netzwerk Ökolandbau und Kompost laden ein!

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Einladung.

Netzwerk Ökolandbau und Kompost

Feldrundgänge im Mai

Geschrieben am 08.05.2024 | Kategorie(n) Aktuelles, Allgemein, Termine

Herzliche Einladung zu gemeinsamen Rundgängen von AGGL und LLH.

Treffpunkte sind:

Dienstag, 14. Mai 2024

11:00 Uhr     Roßdorf (Rosenhof/Fasanenhof)

13:30 Uhr    Groß-Bieberau (Halle Voltz)

15:30 Uhr    Reichelsheim (Beerfurther Höhe/An der Ruh Hütte)       

         

 Dienstag, 21. Mai 2024

14:00 Uhr     Igelsbach/Mittershausen (Sportplatz)

16:30 Uhr    Mörlenbach (Langklinger Hof)

Unsere Themen sind:

  • -letzte Maßnahmen im Wintergetreide
  • -Stresssymptome in den Beständen erkennen und handeln
  • -Sommergetreide und Hackfrüchte
  • Schwerpunktthema am 21. Mai: Kennarten im Grünland

Reifeprüfung Grünland

Geschrieben am 18.04.2024 | Kategorie(n) Aktuelles, Allgemein

 

Angela Mögel (LLH) ist auch in diesem Jahr auf Grünlandflächen in Süd- und Mittelhessen zur Reifeprüfung unterwegs.

Reifeprüfung 15. April

 

Reifeprüfung 22. April

Reifeprüfung 29. April

Reifeprüfung 21. Mai

Nmin-Ergebnisse für späte Sommerungen (Mais, Kartoffeln, Sonnenblumen) – Rundbrief Mais

Geschrieben am 16.04.2024 | Kategorie(n) Allgemein

Das Frühjahr und damit die Vegetation schreitet voran. Mais, Kartoffeln, Sonnenblumen und Soja werden sehr demnächst gelegt. Sofern eine Stickstoff- und/oder Phosphordüngung zu den genannten Kulturen erfolgt ist eine Düngebedarfsermittlung nötig. Für die N-DBE sollten, sofern nicht eigene Nmin-Werte vorliegen, in unserer Region (Maßnahmenraum Bergstraße/Odenwald) die Referenzwerte der AGGL verwendet werden (Tabelle 1).

Tabelle 1: Nmin-Werte für späte Sommerungen im Maßnahmenraum Bergstraße/Odenwald (Stand: 11. April 2024)

Neben den Nmin-Werten sind für die DBE die Nachlieferung aus organischer Düngung, Ernteresten des Vorjahres und ganz besonders der Zwischenfrüchte zu berücksichtigen.

Aus den Zwischenfruchtschnitten, die im letzten Herbst (Anfang November) von uns durchgeführt wurden, ergeben sich mittlere N-Aufnahmen (oberirdische Substanz) von 63 kg N/ha. Die Streubreite aller untersuchten Flächen lag zwischen 24 bis 120 kg N/ha. Über die Hälfte der Zwischenfruchtbestände wiesen N-Aufnahmen zwischen 50-75 kg N/ha auf.  Aussaaten im September hatten die niedrigeren Werte! Eine einfache Faustzahl besagt:

1 cm Aufwuchshöhe Zwischenfrucht enthält mindestens 1 kg N/ha in der FS!

Eine pauschale Anrechnung von 20 kg N/ha nach DÜV für eine abfrierende Zwischenfrucht wird diesem Umstand nicht gerecht!  Sofern bis Vegetationsende ein guter Zwischenfruchtbestand etabliert werden konnte, ist die Nachlieferung gerade für späträumende Kulturen höher anzusetzen als vorgegeben!

Das gleiche gilt auch für die Nachlieferung aus dem Bodenvorrat und der organischen Düngung zu späträumenden Sommerungen. Für Mais können die N-Mengen aus Gülle und Gärsubstrat zu 100 % des Gesamt-N angerechnet werden. Die Anrechenbarkeit des N aus Stallmistgaben ist hingegen schwieriger. In Wasserschutzgebieten muss mit 40 % des Nges gerechnet werden und das kann je nach Witterung zu wenig sein. Sofern Stallmist zum Mais ausgebracht wird, darf auf keinen Fall im Anschluss ein stabilisierter N-Dünger ausgebracht werden, da damit die N-Verfügbarkeit aus dem Mist noch weiter herausgezögert wird und zu hohen Rest-Nmin-Werten im Herbst führt. Mist zu Mais muss möglichst früh, am besten zur oder in die Zwischenfrucht ausgebracht werden.

Wer Kartoffeln oder andere Dammkulturen anbaut, muss sich bewusst sein, dass durch die gute Erwärmung und Durchlüftung der Dämme deutlich höhere Mineralisierungsraten vorliegen als unter ebenen Flächen. Selbst bei einem Humusgehalt von < 4 % werden mindestens 50 kg N/ha freigesetzt.

Wird eine Unterfußdüngung mit phosphathaltigen Düngern durchgeführt, so ist zu beachten, dass eine hohe Phosphatkonzentration sich negativ auf die Calcium- und Zink-Aufnahmen auswirken.

Mais mag es warm! Unter 8 °C Bodentemperatur braucht man keinen Mais zu legen. Kritischer als mögliche Frostschäden sind schlechte Witterungsbedingungen, die zu schlechten Feldaufgängen und schließlich lückigen Beständen führen. Das kann in diesem Jahr schwierig werden, denn zur Zeit folgt auf kurzfristige Erwärmungen wieder ein kalter Regen – nasse Böden erwärmen sich schlecht.

Mais reagiert empfindlich auf Bodenverdichtungen! Daher ist unbedingt auf trockene Bedingungen bei Gülleausbringung und Bodenbearbeitung zu achten. Aber auch das Hinauszögern der Saat darf zumindest in höheren Lagen nicht zu lange erfolgen. Je später die Kurztagspflanze Mais im Langtag gelegt wird, desto mehr Tage fehlen am Ende für die Blüte und letztendlich Füllung der Kolben.

Kulturen mit spätem Reihenschluss sind besonders starkregenempfindlich. Verschlämmte Böden und Erosion gehören in den letzten Jahren zu den Negativ-Effekten von Mais und Co. Wer zum Mais pflügt, nimmt dies billigend in Kauf.

Verschlämmungen und Erosion können besonders durch Mulchsaaten reduziert bis vermieden werden. Bodenbedeckung mindert die Aufprallgeschwindigkeit der Regentropfen und stellt gleichzeitig Futter für Regenwürmer dar. Regenwurmgänge führen nachweislich zur besseren Infiltration und Wasserspeicherfähigkeit.

In besonders exponierten Lagen können Untersaaten oder zumindest Erosionsschutzstreifen angelegt werden. Einige Kommunen und Wasserversorger sind bereit diese Maßnahmen zu fördern. Bitte sprechen Sie uns darauf an. Lage und Breite von Erosionsschutzstreifen können mit Hilfe der Bodenabtragsformel von uns berechnet werden.

Wir wünschen Ihnen gute Aussaatbedingungen!

Sie können hier den Rundbrief herunterladen: 2024_Rundbrief Mais-späte Nmin-Beprobung