Rundbrief zur Düngung im März

Geschrieben am 18.03.2021 | Kategorie(n) Allgemein

Wirkungsweise von N-haltigen Düngern

Für eine effiziente Versorgung der Pflanzen mit Makro- und Mikronährstoffen sollten Ergebnisse aus Bodenuntersuchungen (Nmin + GN) berücksichtigt werden, die Düngestrategie muss gut geplant sein. Dem Stickstoff als Motor des Pflanzenwachstums und Verursacher von hohen Nitratgehalten im Grundwasser kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

Hohe Erträge stehen in engem Zusammenhang mit der Wasserspeicherkapazität der Böden, dem Witterungsverlauf und der Nährstoffversorgung. Für die Stickstoffversorgung sind Stickstoffform, Bemessung der Teilgaben und Ausbringungszeitpunkt die Feinsteuerungselemente. Unterschiedliche Stickstoffformen in Mineraldüngern und organischen Düngern haben unterschiedliche Wirkgeschwindigkeiten, Wirkzeiten und Verlustrisiken.

In harnstoffhaltigen Düngern liegt Amid-N vor, dass im Boden in pflanzenverfügbares Ammonium umgewandelt wird. Ammonium (NH4) wird an Bodenteilchen gebunden und deshalb nicht ausgewaschen. Die Wurzeln wachsen aktiv zur Ammoniumquelle hin um es aufzunehmen. Ein intaktes Bodengefüge erleichtert den Pflanzen die Arbeit. Abhängig von Bodentemperatur und Bodenfeuchte wird Ammonium durch Nitrifikation (bakterielle Tätigkeit) innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen in Nitrat umgesetzt. Nitrat (NO3) wird im Bodenwasser gelöst und kann schnell in größeren Mengen von der Pflanze aufgenommen werden. Es ist im Boden sehr mobil und kann ausgewaschen werden. Im Kalkstickstoff ist Cyanamid-N die Stickstoffform. Bei der Umsetzung von Kalkstickstoff wird Cyanamid frei. Cyanamid hat eine leicht phytosanitäre Wirkung gegen Pilzkrankheiten, Unkräuter und Schädlinge. In einem mehrstufigen Abbauprozess baut sich Kalkstickstoff in Kalk und pflanzenverfügbaren Ammoniumstickstoff um. Zusätzlich entsteht beim Abbau von Kalkstickstoff Dicyandiamid (DCD). DCD hemmt die nitrifizierenden Bakterien und verlangsamt dadurch die Umwandlung von Ammonium in Nitrat.  In stabilisierten N-Düngern sorgen DCD und Dimethylpyrazolphosphat (DMPP) dafür, dass der Stickstoff in der nicht auswaschbaren Amid- oder Ammoniumform länger bestehen bleibt. Dadurch sind stabilisierte Dünger gut an den N-Bedarf der Pflanzen während der Wachstumsphase angepasst.  Der Einsatz von stabilisierten Düngern ermöglicht es, Teilgaben zusammenzufassen und ist arbeitswirtschaftlich interessant. Allerdings kann die Ausbremsung der mikrobiellen Umsetzung auch zu verspäteten und unkontrollierten Freisetzung führen. Insbesondere bei Stallmistdüngung oder spätem Einsatz von Gülle/Gärsubstrat ist daher vom Einsatz stabilisierter N-Dünger abzuraten.

Wegen der unterschiedlichen Wirkgeschwindigkeiten der Düngerformen müssen die Ausbringungszeiten angepasst werden. Nitrathaltige Dünger wirken schnell und erlauben angepasste Teilgaben. Harnstoffhaltige Dünger sind schwieriger zu platzieren. Im Boden baut das Enzym Urease den Harnstoff zu Ammonium und dann zu Ammoniumcarbonat um. Erst mit der anschließenden Nitrifikation entsteht Nitrat. Bei fehlender Bodenfeuchte, Trockenheit und Wärme kommt es zu Ausgasungsverlusten, wenn Ammoniumcarbonat in Ammoniak und Kohlendioxid zerfällt. Daher darf Harnstoff nur noch in Verbindung mit Ureasehemmern ausgebracht werden. Stabilisierte N-Dünger müssen zeitig ausgebracht werden. Bei schwach entwickelten Beständen ist eine Mischung mit Nitrat vorzuziehen.

Alle mineralischen Stickstoffformen, mit Ausnahme des Kalkstickstoffes, weisen eine saure Wirkung auf die Bodenreaktion auf!

Für organische Dünger gilt – unbedingt die Nährstoffe analysieren lassen! Stickstoff ist in Wirtschaftsdüngern als Ammonium (NH4) und als organisch gebundener Stickstoff vorhanden. Mindestens der Ammonium-Anteil ist im Jahr der Ausbringung pflanzenverfügbar. Der organische Anteil wirkt je nach der Mineralisationsrate bereits im Ausbringungsjahr bis in die Folgejahre. Andere Nährstoffe wie Phosphor und Kalium können vollständig angerechnet werden.  Der Ammonium-Anteil in Gülle ist hoch! Festmist hat einen wesentlich höheren TS Gehalt als Gülle,  das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis (C:N) ist weiter und bestimmt die Stickstoff-Freisetzung aus dem Festmist. Je höher der Rottegrad, desto höher der Anteil des Ammonium-Stickstoffs. Der Strohanteil im Mist verbessert die Bodeneigenschaften. Auch Kompost wirkt bodenverbessernd. Der Gesamt-Stickstoff ist zu 98 Prozent organisch gebunden auch das enthaltene Phosphat ist zu 50 – 80 Prozent organisch gebunden und trägt daher eher zur Vorratsdüngung bei. Die organische Substanz führt bei langjähriger Anwendung zur Anreicherung von Humus im Boden und erhöht das Potenzial der (unkontrollierten!) Stickstoff-Nachlieferung.

Folgende Anteile des Gesamt -N können für Haupt- und Folgefrüchte angerechnet werden:

  • Rindergülle, Gärsubstrat:  60% z. HF, 20% z. FF
  • Schweinegülle:  70% z. HF, 20% z. FF
  • Stallmist:  40% z. HF, 30% z. FF
  • Geflügelmist, -trockenkot:  60% z. HF, 20% z. FF
  • Kompost: 35% z. HF, 25% z. FF

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen Sie haben es in der Hand Düngemittel so zu platzieren, dass die Nährstoffe von den Pflanzen ausgenutzt werden können und Nährstoffverluste bei der Bewirtschaftung sowie damit verbundene Einträge in die Gewässer weitestgehend vermieden werden. Ihre Geräte zum Ausbringen von Düngemitteln entsprechen den anerkannten Regeln der Technik. Für das „Fein-Tuning“ bieten wir vegetationsbegleitend Nitracheck, Bodenanalysen und Feldansprachen an.

Bei allen anstehenden Feldarbeiten gutes Gelingen!