Zwischenfrüchte nach der Ernte einplanen
Halbzeit!
Die erste Jahreshälfte ist bereits vorbei, das Wesentliche lässt sich kurz zusammenfassen: Es war zu trocken!
Vom Grünland sind die ersten Schnitte im Silo, sie waren qualitativ gut, aber überwiegend nicht ertragreich. Die ersten Mähdrescher fahren bereits. Dank der Niederschläge im Mai und Juni ist der Mais gut aufgelaufen und der beginnende Trockenstress im Getreide wurde etwas abgemildert. Der Weizen wird unter den Hitzetagen der letzten Wochen gelitten haben. Hitzestress mit Temperaturen über 30°C wird von Getreide maximal an drei aufeinanderfolgenden Tagen verkraftet. Beim Übergang in die generative Phase führt er zur Pollensterilität. Assimilate werden nicht transportiert und damit die Kornbildung stark beeinträchtigt. Ob die Ährengabe unter diesen Bedingungen in Ertrag umgewandelt wird, bleibt abzuwarten. Sofern noch nicht geschehen, ist es jetzt an der Zeit die Technik für die anstehende Ernte fit zu machen: Überprüfung und Wartung der Erntemaschinen, Organisation der Abfuhrlogistik und eventuell die Vorbereitung des Lagerraums. Auch die Flächenplanung für das Folgejahr sollte bereits in Angriff genommen werden. Dazu gehört selbstverständlich die Planung für einen erfolgreichen Zwischenfruchtanbau.
Zwischenfrüchte in der Fruchtfolge
Bei der Auswahl ist es entscheidend, die Verträglichkeit mit den nachfolgenden Kulturen zu berücksichtigen. Und es ist immer wieder wichtig, sich selbst die Frage zu stellen:
„Was soll die Zwischenfrucht auf dieser Fläche/auf meinem Betrieb leisten?“
Jede Zielsetzung hat Auswirkungen auf die Sorten- bzw. Mischungswahl, den Aussaatzeitpunkt und das Management der Zwischenfrucht. Die Sortenwahl ist entscheidend für den Erfolg einer Zwischenfrucht. Durch die Berücksichtigung der Anbauziele, Fruchtfolge, Standortbedingungen und sortenspezifischen Eigenschaften kann eine optimale, betriebsindividuelle Zwischenfruchtmischung zusammengestellt werden.
Wasserhaushalt
Unter trockenen Bedingungen ist das Thema Wasserhaushalt besonders relevant. Zwischenfrüchte können sich sowohl positiv als auch negativ auswirken: Sie reduzieren die Verdunstung, verbessern die Wasserspeicherung durch Mulchbildung und fördern die Bodenstruktur. Gleichzeitig verbrauchen sie während ihres Wachstums Wasser und können bei Trockenheit mit der Hauptkultur um Wasser konkurrieren. Durch die Anreicherung organischer Substanz und die Lockerung der Bodenstruktur verbessern Zwischenfrüchte die Wasserhaltefähigkeit. In Hanglagen verringern sie den Oberflächenabfluss, da Wasser besser versickert. Das Wurzelsystem erhöht die Nutzung von Niederschlagswasser. Allerdings entziehen Zwischenfrüchte dem Boden während ihres Wachstums Wasser, was bei Trockenheit zu Konkurrenz mit der Hauptkultur führen kann. In extremen Trockenperioden kann der Wasserverbrauch der Zwischenfrüchte außerdem den Wasserstress für die folgende Hauptkultur verstärken. Aber: Eine Entscheidung gegen den Anbau von Zwischenfrüchten ist in jedem Fall falsch! Durch gezielte Auswahl der Mischungspartner in Verbindung mit mechanischen Maßnahmen (bei Aussaat und in der Vegetation) lassen sich die Problem entschärfen
Management und Aussaat
Wir empfehlen meist eine frühe Aussaat der Zwischenfrüchte. Eine längere Wachstumsphase führt zu mehr Biomasse, besserer Nährstoffbindung und einer dichten Bodenbedeckung. Das unterdrückt Unkraut effektiv. Eine frühe Aussaat fördert zudem eine tiefere und dichtere Durchwurzelung, was die Bodenstruktur verbessert. Allerdings gibt es auch hinreichend Risiken bei einer frühen Aussaat. Zu frühe Aussaat kann dazu führen, dass die Zwischenfrüchte vor dem Winter in die Samenbildung gehen – unerwünscht. Sie erschwert oder verhindert notwendige Bodenbearbeitungen, wie die mechanische Regulierung von Unkrautwellen oder die Beseitigung von Verdichtungshorizonten. Die Wahl der richtigen Zwischenfruchtarten und Mischungen ist entscheidend, um die Vorteile der frühen Aussaat zu nutzen und die Risiken zu minimieren.
Phytosanitäre Aspekte
Beim Anbau von Zwischenfrüchten sind phytosanitäre Aspekte entscheidend, um die Gesundheit der Hauptkulturen zu gewährleisten. Es ist wichtig, dass die Zwischenfrüchte selbst kein Unkrautproblem in der Folgekultur darstellen und dass keine Krankheiten oder Schädlinge durch sie verbreitet werden. Bei den zunehmenden Herausforderungen, wie Wegfall von Wirkstoffen im chemischen Pflanzenschutz, der Zunahme von Resistenzen bei Gräsern und dem Auftreten und der Ausbreitung von neuen Schädlingen wie der Schilf Glasflügelzikade, eine nicht immer leichte Aufgabe. Die Pflanzenzüchtung reagiert mit der Bereitstellung von „neuen“, angepassten Sorten. Hier lohnt es sich auf Teilflächen Neues zu wagen!
Boden- und Umweltschutz
Um Erosions- und Grundwasserschutz zu gewährleisten, ist eine ausreichende Bodenbedeckung über den Winter notwendig. Besonders in trockenen Jahren kann die Etablierung der Zwischenfrüchte eine Herausforderung darstellen. Trockentolerante Zwischenfruchtmischungen sind dann zu bevorzugen. Für die Bodenbearbeitung gilt: So tief wie nötig und so flach wie möglich!
Resistente Gräser werden bei uns zu einer immer größeren Herausforderung, die bei der Auswahl der Zwischenfrüchte berücksichtigt werden müssen. Insgesamt tragen Zwischenfrüchte zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Landwirtschaft bei, indem sie die natürlichen Funktionen des Bodens stärken und negative Auswirkungen auf die Umwelt minimieren.
Lässt sich Resilienz monetär bewerten?
Zwischenfrüchte verbessern die Bodenfruchtbarkeit, fördern die Biodiversität und lockern die Fruchtfolge auf. Sie reichern den Boden mit organischer Substanz an, verbessern die Bodenstruktur, fördern die Bodenfruchtbarkeit und fixieren Nährstoffe. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit von Anbausystemen erhalten und die Artenvielfalt in Agrarlandschaften erhöht. Unser Ziel ist es, nachhaltige und widerstandsfähige Anbausysteme zu fördern.
Durch den Einsatz vielfältiger Zwischenfrüchte verbessern Sie die Bodenfruchtbarkeit und den Wasserhaushalt langfristig. Hochwertige, vielfältige Zwischenfruchtgemenge sind oft im oberen Preissegment angesiedelt und nicht immer findet sich diese Investition im Ertrag wieder. Investitionen in präventive Maßnahmen zahlen sich durch geringere Folgekosten und stabile Erträge aus.
Fazit
Der Zwischenfruchtanbau ist ein hochkomplexes, aber äußerst wichtiges Thema. Mit der richtigen Auswahl, dem passenden Management und einer nachhaltigen Strategie können Sie Ihre Betriebe resilienter und umweltfreundlicher gestalten.
Zwischenfrüchte für unterschiedliche Fruchtfolgen:
Rapsfruchtfolgen
Als fruchtfolgeneutral gelten Phacelia, Rauhafer, Buchweizen, Lein und Gräser (bitte keine Weidelgräser). Auch Leguminosen wie Alexandrinerklee, Perserklee, Inkarnatklee, Ackerbohnen und Feld-erbsen sind eher positiv als Raps-Zwischenfrüchte. Achtung: Düngewirksam! Idealerweise keine Kruziferen in Rapsfruchtfolgen – Gefahr der Kohlhernie! Weniger empfohlen in Rapsfruchtfolgen sind Ramtillkraut, Sonnenblumen und Lupinen. Ramtillkraut kann das Wachstum von Sklerotinia fördern, genauso wie Sonnenblumen und Lupinen.
Rübenfruchtfolgen
Beachten Sie vor allem Ihren Standort. Nicht geeignete Vorfrüchte für Rüben sind besonders Pflanzenarten, die von vergleichbaren Schädlingen oder Pilzen wie die Zuckerrübe infiziert werden können. Gut geeignet für Rübenfruchtfolgen sind nematodenresistenter Gelbsenf oder Ölrettich, Alexandrinerklee, Sommerwicken, Phacelia, Öllein, Peluschken, Sonnenblumen, Ackerbohnen und Bitterlupinen. Leguminosen haben Einfluss auf die Vermehrung von Nematoden und Rhizoctonia. Was die Schilf-Glasflügelzikade betrifft, ist der Wissensstand noch ganz am Anfang.
Kartoffelfruchtfolgen
In Kartoffelfruchtfolgen können ungeeignete Zwischenfrüchte unerwünschten Einfluss auf Nematoden nehmen. Gut geeignet im Kartoffelanbau sind nematodenresistenter Ölrettich, Lupinen, Rauhafer und Lein. Rauhafer und Lein wirken reduzierend auf Nematoden wie Trichodorien und Pratylenchen. Senf (auch nematodenresistent), Phacelia oder Ramtillkraut sollten in Kartoffelfruchtfolgen gemieden werden. Diese Kulturen gelten als Wirtspflanzen für Nematoden.
Getreide- und Mais-Fruchtfolgen
Bei einfachen Getreide- und Mais-Fruchtfolgen ist fast alles möglich! Eine blühende Mischung, eine lockernde Wirkung, viel organische Masse oder ganz einfach und günstig die gesetzlichen Vorgaben erfüllen – für alle Ansprüche gibt es eine passende Mischung. Im Folgenden sind einige Mischungspartner genannt: Buchweizen verträgt trockene Aufgangsbedingungen und kann Nährstoffe effektiv aufschließen. Er kommt früh in die generative Phase und neigt zum Aussamen. Lein wurzelt tief, hat einen niedrigen Bedarf an Wasser und ist Bestandteil verschiedener Mischungen. Rauhafer gedeiht gut auf leichten Böden und gilt als „neutrale“ Zwischenfrucht. Phacelia ist ebenfalls eine neutrale Zwischenfrucht, kann jedoch Krankheiten wie Verticilium und je nach Vegetationsdauer auch Sklerotinia entwickeln. Phacelia ist trockentolerant und hat ein gut ausgebildetes, den Boden stabilisierendes Wurzelsystem. Der krautige Wuchs unterdrückt in Lichtkonkurrenz hervorragend Unkräuter.
Leguminosen
Leguminosen wie etwa Klee, Ackerbohnen und Felderbsen sind neutral bis positiv als Zwischenfrüchte zu bewerten. Sie stehen für eine exzellente Humusbildung und können dazu beitragen, die Verbreitung von Kohlhernie zu reduzieren. Außerdem bringen sie mit ihren Knöllchenbakterien Stickstoff in das System.
Alexandrinerklee und Perserklee wachsen auch auf schweren, tonigen Böden. Im Gegensatz zum Inkarnatklee sind sie nicht winterhart und bedingt für den Anbau in kühleren Regionen geeignet.
Was es sonst noch gibt…
Sonnenblumen dienen rankenden Fruchtarten als Rankhilfe, die Kerne dienen verschiedenen Wild- und Vogelarten als Winterfutter.
Lupinen können Sklerotinia übertragen und sind deshalb nur mäßig als Zwischenfrucht einzusetzen. Als Tiefwurzler kann die Lupine Bodenverdichtungen aufbrechen.
Spitzwegerich als Gemengepartner wurzelt tief, ist trockentolerant und verfügt über eine hohe N- Fixierungsleistung.
Wegwarte ist ein tiefwurzelnder Korbblütler. Das beachtliche Wurzelsystem erschließt Nährstoffe in den tieferen Bodenschichten.
Leindotter, eine einjährige Zwischenfruchtfpflanze, gehört auch zur Familie der Kreuzblütler. Leindotter hat geringe Bodenansprüche, ist trockentolerant und sicher abfrierend. Die starke Wurzelleistung hinterlässt eine gute Bodengare.
Die Sortenwahl hat auch bei Zwischenfrüchten einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung und ist der einfachste Weg, um den Bestand zu regulieren. Bei Frühsaaten sollten Sorten mit einem späten Einsetzen der generativen Phase gewählt werden. Spät gesäte Zwischenfrüchte hingegen brauchen eine zügige Jugendentwicklung!
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