Die Getreideernte steht unmittelbar bevor. Und wie stets gilt: Nach der Ernte ist vor der Ernte!

Jedes Jahr hat eigene Herausforderungen, daher lohnt ein Rückblick auf den bisherigen Vegetationsverlauf.

Bis Mitte Oktober konnte das Wintergetreide unter guten Bedingungen gedrillt werden. Danach führten ergiebige Regenfälle zu einer verspäteten Ernte von Rüben, Kartoffeln und Mais und zu massiven Strukturschäden der Böden durch die Erntemaschinen. Spät gesätes Getreide litt von Beginn an unter der Dauernässe. Auf verfahrenen Flächen haben viele der sonst pfluglos wirtschaftenden Betriebe oft zum Pflug gegriffen, um überhaupt das Saatbett irgendwie herzurichten. Aber der Dauerregen hielt nahezu 5 Monate an. Vorher gelockerte Böden sind wieder zusammengefallen, Wurzeln konnten sich durch die Nässe nur schlecht entwickeln und somit kein stabiles Porensystem aufbauen. Zur Maissaat im April war

en die Böden nass und kalt! Unter diesen Bedingungen findet kaum Gasaustausch statt – die Folge sind sauerstoffarme Böden. In diesem Milieu tun sich Pflanzen schwer im Wachstum.

Beim Mais fielen in den letzten Wochen oft rötliche Verfärbungen auf. Diese Verfärbung deuten auf Phosphormangel in der Pflanze hin. Dies ist für nässegeschädigten Mais typisch, hat aber meist wenig mit der eigentlichen Phophorversorgung im Boden zu tun. Die Pflanzenwurzeln und besonders die daran anhaftende Mykorrhizza mögen keine Nässe und stellen damit den aktiven Aufschluss von Phophat im Boden ein. In diesem Jahr konnte durch eine komplexe Pflanzenanalyse sogar ein akuter Eisenüberschuss in Maispflanzen festgestellt werden. Eisenüberschuss behindert massiv die Phosphoraufnahme und ist eigentlich nur im Reisanbau bekannt.

Durch eine gute  Verteilung der Niederschläge im Frühjahr präsentierten sich, zumindest in den Gunstlagen, die Getreidebestände anständig. Wenn in der kommenden Woche die Sonne kommt, steht die Ernte der Wintergerste unmittelbar bevor.

Bitte planen sie unbedingt nach dem Drusch der spät gesäten Getreidebestände Maßnahmen zur Wiederherstellung des Bodengefüges ein! Dazu ist meist eine mechanische Bodenlockerung in Verbindung mit dem Anbau einer geeigneten Zwischenfrucht sinnvoll. Eine Tiefenlockerung macht nur Sinn, wenn die entstandenen Risse im Boden sofort von lebendigen Wurzeln verbaut werden.

Physikalisches Lockern macht Hohlräume, keine Poren! Diese Hohlräume können sehr schnell wieder zusammenfallen. Nur biogene Poren sind wirklich stabil. Wer das nicht beachtet, schadet dem Boden, den nachfolgenden Kulturen und erzielt hohe Nmin-Mengen im Herbst!

Damit die Regenerierung der Böden gelingt, ist es wichtig die Ernte so bodenverträglich wie möglich durchzuführen. Dazu gehören nicht nur das Vermeiden von Bodendruck sondern ganz besonders die Stroh-/Spreuverteilung!

Die Grundsätze zum Erntemanagement sind bekannt, werden aber unter Zeitdruck oft vernachlässigt.  Bitte achten Sie

  • auf eine sehr gute Häckselqualität (max. 4 cm Halmlänge) durch scharfe Messer
  • auf eine gute, gleichmäßige Stroh-/Spreuverteilung. Eventuell können mit dem Strohstriegel die Ablagehaufen auseinander gezogen werden
  • auf eine gut Vorrotte vor der eigentlichen Einarbeitung. Dafür bedarf es an der Krumenoberfläche einer Stroh/Erd-Vermischung und ausreichender Feuchtigkeit
  • dass das beste Strohmanagement durch die Kombination von Drusch im Hochschnitt und anschließendem Mulchen erzielt werden kann. Die Maschinenkosten halten sich dabei die Waage (günstigere Druschkosten/höhere Kosten durch Mulchen). Für eine nachfolgende Direktsaat von Zwischenfrüchten ist dies Verfahren zu bevorzugen
  • auf eine zeitige Einsaat von Zwischenfruchtgemengen. Die einzige Pflanze, die wirklich Verdichtungen aufbrechen kann, ist der Steinklee (und auch der braucht dafür Zeit). Alle anderen Pflanzen wie z.B. Zichorie, Ölrettich oder Luzerne können nur dann tief wurzeln, wenn ein ausreichendes Porensystem vorhanden ist oder kurzfristig maschinell erzeugte Hohlräume genutzt werden können
  • dass eine mehrfache Bodenbearbeitung kaum oder nur selten zur wirklichen Eindämmung von resistenten Gräsern führt. Gerade in Hinblick auf resistente Weidelgräser hat sich vielmehr der Verzicht auf jegliche Bodenbearbeitung und konsequente Beschattung bewährt. Dazu sind gut entwickelte Zwischenfruchtmischungen mit einer anhaltenden Bodenbedeckung hervorragend geeignet.  In unserem letztjährigen Demoversuch zur Anlage von Zwischenfrüchten konnten mit zunehmender Dichte der Zwischenfrüchte und besonders in der DS-Variante kaum Gräser festgestellt werden.

 

Unter folgendem Link finden Sie ein Video, in dem die Auswirkung von Direktsaat vs. Bodenbearbeitung auf den Unkrautbesatz gezeigt werden.

Das Video wurde uns von Hof Seeger – www.hofseeger.de – zur Verfügung gestellt!

 

Wir wünschen Ihnen ein gute Erntezeit! Kontaktieren Sie uns bei Fragen gerne!

 

Ihr AGGL-Team

AGGL und Netzwerk Ökolandbau und Kompost laden ein!

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Einladung.

Netzwerk Ökolandbau und Kompost